Die Vorserie
Vorserien dienen der Erprobung und finalen Optimierung der Komponenten und des Zusammenbaus, bevor Produkte in die Massenfertigung gehen. Die Stückzahl bewegt sich im Kleinserienbereich.
Die Vorserie wird meist noch in die sogenannte Pilotserie als erste Stufe und Nullserie als zweite Stufe unterschieden. Oft wird anschließend noch der Produktionshochlauf (SOP) als Übergangsphase zur Serienfertigung dazwischengeschaltet.
Pilotserie ( „pilot run“ )
Die Pilotserie wird oft auch Engineering Build Production genannt, weil sie den Zusammenbau und die Passgenauigkeit sowie Funktionalität testen sowie letzte Anpassungen noch ermöglichen soll.
Wesentliche Änderungen sollten hierzu bereits in der reinen Prototypenphase abgeschlossen worden sein und es werden in der Regel zumindest Erstmuster aus der Serienfertigung verwendet.
Sehr oft dient dies in der Kommunikation mit dem Lieferanten dann auch zur Endabnahme der Komponenten und der dafür gebauten Werkzeuge oder es müssen noch minimale Modifikationen veranlasst werden.
Pilotserien werden oft noch nicht oder nur unvollständig an der endgültigen Produktionsstätte gefertigt.
Je nach Umfang können auch Pilotlinien oder –werke aufgebaut werden, die dann später zu Serienlinien werden oder nur zu Simulationszwecken oder für die Mitarbeiterqualifizierung aufgebaut werden.
Sie dienen häufig auch zur Sollwertermittlung für Produktionsparameter wie die benötigte Zeit für die einzelnen Schritte des Zusammenbaus, Ergonomieanpassungen für die Gestaltung der Arbeitsplätze in der Serie und legen die geplanten Maßnahmen für die Qualitätssicherung fest, damit die darauf folgende Nullserie möglichst reibungslos ablaufen kann und hier nicht mehr „nachgebessert“ werden muss.
Diese zusammengebauten Produkte werden entweder rein als Rückstellmuster behalten oder kontrolliert entsorgt, da allein aus produkthaftungstechnischen Gründen keines dieser Produkte in den Handel gelangen sollte.
Wenn die Pilotserie abgeschlossen und die Teile entsprechend für die Serienfertigung optimiert wurden, geht das Produkt in die sogenannte Nullserie.
Nullserie
Die Nullserie ist Bestandteil der Einführungsphase der Serienproduktion.
Die Teile entstammen zu 100 % den späteren Serienwerkzeugen, die Lieferanten produzieren bereits ebenfalls unter Serienbedingungen.
Es wird unter realen Produktions-bedingungen und in Echtzeit, z.B. direkt an der Fertigungsstraße oder am Fließband, zusammengebaut, um ein letztes Mal vor Serienstart die Teile und deren Zusammenbau zu prüfen, aber auch um den Fertigungsablauf, Kontroll- und Prüfpläne sowie weitere Maßnahmen zur Qualitätssicherung und Dokumentation, Taktzeiten und Personal- sowie Ressourcenplanung dafür final festzulegen.
Die Unterlagen hierfür wie Arbeitspläne, Stücklisten, Prüfpläne existieren und sollten vorher bereits vollständig sein, alle Fertigungs- und Prüfschritte sollten identisch mit der Serienfertigung übereinstimmen, es geht im wesentlichen wirklich nur noch um die Feinabstimmung.
Die Fertigungsmethode der Nullserie sollte idealerweise bereits exakt der Methode entsprechen, nach der die Serienteile dann auch gefertigt werden sollen, um einen möglicherweise fix geplanten Serienstart nicht zu gefährden – zu riskant ist es, dass Vertrieb und Marketing ein Produkt bewerben und aktiv verkaufen, das dann gar nicht verfügbar, weil noch nicht in Serie produzierbar ist.
Natürlich gibt es Kunden, die bereit sind, monatelang auf einen Neuwagen warten und auch eine weitere Verzögerung beim Start einer neuen Modellreihe in Kauf nehmen, aber das Risiko ist immer, dass dann der ideale Zeitpunkt für den Produktionsstart in Abstimmung mit der Bewerbung des Produktes vorab verpasst ist und der Wettbewerb schneller mit vergleichbaren Produkten und sofortiger Verfügbarkeit präsent ist.
Und es gibt Produkte, die einfach zu einem bestimmten Zeitpunkt in Serie gefertigt werden müssen, weil sie z.B. Saisonware sind (Weihnachtsartikel, Mode, Gartenzubehör… ) oder das Produkt selbst als Komponente oder Modul in andere Produkte eingebaut wird und das Unternehmen über Lieferverträge mit Konventionalstrafen für den Fall von Lieferunfähigkeit oder – verzögerung rechtlich verpflichtet ist, zu einem bestimmten Zeitpunkt in Serienqualität die entsprechenden Mengen gemäß Lieferplan zu liefern.
Der Begriff Nullserie ist nicht wirklich genormt, also verwenden einige Unternehmen diesen Begriff auch schon für die erste Hauptserie, die dann im Rahmen der Qualitätssicherung besonders genau geprüft und getestet wird, bevor diese das Haus verlassen und in den Verkauf gelangen.
Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn es sich um ein sehr standardisiertes Produkt oder nur eine Produktvariante bestehender Produktlinien handelt oder bei Produkten, die nicht sicherheitsrelevant sind und im schlechtesten Fall eine hohe Reklamationsquote, aber keine rechtlichen Folgen wie z.B. Produkthaftungsfälle zu erwarten sind.
Bei anderen Unternehmen, die versicherungs – und produkthaftungstechnisch diese Risiken nicht eingehen wollen oder dürfen, werden auch die Teile der Nullserie bis auf die Rückstellmuster nach Auseinanderbauen und Tests zu Versuchszwecken kontrolliert entsorgt.
Es gibt aber auch in der Regel branchenbezogen bereits genormte Vorgehensweisen bezüglich Vorserien, z.B. durch den VDA (Verband der Automobilindustrie e. V), die im Rahmen ihrer Tätigkeit als Qualitäts Managament Center im Verband der Automobilindustrie für Automobilhersteller und ihre Zulieferer verbindliche und für beide Seiten transparente Richtlinien hierfür festgelegt haben.
SOP = Start of Production (Produktionshochlauf)
Nach der Serienfreigabe erfolgt der Produktionshochlauf, der erst endet und in die endgültige Serienproduktion übergeht, wenn eine stabile Produktion erreicht ist und die tatsächlichen Stückzahlen den geplanten Sollwerten der Tagesproduktion unter Serienbedingungen entsprechen mit gleichbleibender Qualität gemäß den Soll-Kennzahlen wie:
Einhaltung von Toleranzen und Messpunkten, maximalen Werten für Ausschuss und Nacharbeit, Laborwerte etc.
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